Anegdote i priče iz preko 139 godina života
Kako može gljive čuvati života !
Seit März 1993
wohnte ich in einem gemieteten Haus im Zentrum von Karlovac Kroatien. Meine junge Familie hatte sich in den letzten 10 Monaten zwei Geschäfte aufgebaut: Import und Verkauf von gebrauchten Autoreifen und Einkauf, Verarbeitung und Export von Waldpilzen. Zwei Festangestellte halfen mir vor Ort im Geschäft in Kroatien. Meine Frau Ruzica wohnte mit unserer Tochter Claudine noch in der Schweiz. Heute ist Montag der 6. September 1993. Seit wenigen Jahren herrschte in Ex-Jugoslawien noch immer der “Bruderkrieg” zwischen Kroaten, Serben und Muslime. Vor wenigen Tagen hatte die Pilzsaison angefangen. Über das vergangene Wochenende hatten wir in Kroatien einige Hundert kg an frischen Eierschwämmen eingekauft. Handverlesen und sauber verpackt in 3-kg Holzkisten lagen die Pilze nun in unserem Kühlwagen zum Export bereit. Soeben war ich dran die Exportrechnung für das Zollamt zu schreiben als plötzlich. . .
. . . die Kriegssirenen höchster Stufe aufheulten.
An dieser Stelle muss ich Folgendes erwähnen: “Karlovac war von jeher eine Stadt mit einer gut durchmischten ethnischen Bevölkerung, zu cirka je 1/3 von jedem Glauben. Zudem liegt Karlovac geografisch an einem strategisch wichtigen Punkt. Die serbische Front lag nur ca. 1500 m weit von unserem Haus. Die Militärkaserne der Kroaten stand 200 m von uns weg. Unter dieser Luflinie, Front – Kaserne, stand unser Haus”.
Die Sirenen warnten die Bevölkerung vor erneuten Angriffen der Serben. in wenigen Minuten waren die Strassen wie leergefegt. Ich schickte meine Mitarbeiter nach Hause zu ihren Familien. Dann packte ich in aller Eile das Nötigste für meine Export-Reise in die Schweiz zusammen und fuhr so schnell ich konnte die menschenleeren Strassen entlang. Der “Film” der in meinem Kopf abging, liessen die 6 km bis zum Zollamt in Karlovac, zu einer Ewigkeit werden. Auch hier das gleiche Szenario: Alle Spediteure, Zollbeamte, Mitarbeiter des Zollagers und andere Zollkunden machten sich Hals über Kopf auf den Heimweg. Alle kutschierten sie, mit ihren Ficho’s (YU-Fiat 500), Zastava’s, Yugo’s, 101-ern und abundzu ein VW-Käfer, zu ihren Familien. Auf diesem 4 Fussballfelder grossen Platz war im Normalfall immer Hochbetrieb. Jetzt und Heute am 6.September menschenleer. Wie ich soeben erfuhr, war das eine der grössten Ofensiven der serbischen Armee auf Katlovac in den letzen Monaten. Was sollte ich nun tun: Das Kühlfahrzeug voll mit frischen Pilzen, keine Zollabfertigung in Karlovac und wartende Kunden in der Schweiz welche Morgen Dienstag Eierschwämme haben wollten. Zumal Waldpilze schnell an Gewicht verlieren und verderben. Ein Entschluss musste her. Es war ca 10 Uhr morgens. Das naheliegendste Zollamt gabs im 45 km entfernten Zagreb. Also fuhr ich auf der Landstrasse nach Zagreb. Von Weitem hörte ich das Kriegsgetöse. Je näher ich Zagreb kam, umso leiser wurden die Bombeneinschläge. Dort angelangt ging ich zur erstbesten Spedition um den Pilzexport einzuleiten. Die ganze Prozedur dauerte in der Regel 2 Stunden. Diese Zeit nutzte ich um in einer öffentlichen Telefonzelle meine Pilzkunden zu kontaktieren. (Ja Du hast richtig gelesen: Eine Fernmeldestation mit Münzen !). Innerhalb von 40 Minuten waren alle Pilze verkauft. Nach dem Mittagessen in der Kantine trank ich einen doppelten Espresso für meine Nerven. Im Kleinladen kaufte ich noch frische Lebensmittel und Getränke ein für meine sehr lange Reise in die Schweiz. In der ganzen Hektik am Morgen in Karlovac war dazu weder Zeit noch ein Krämerladen offen, wie denn auch. Auch die Exportpapiere waren fertig und ich konnte meine Reise antreten. Die Route: Zagreb – Ljubljana – Karavankentunnel – Salzburg – Arlbergpass – Buchs – Luzern. Mit unserem Klein-LKW bis 3500 kg ging die Reise zügig voran. Am Dienstag 7.9.1993 kam ich um 10 Uhr Heil und Glücklich in Luzern an. Meine Frau übernahm das Fahrzeug und lieferte die Pilze an unsere Kunden rund um den Vierwaldstättersee. In der Zwischenzeit ging ich für 7 Stunden Schlafen. Am späten Abend nach dem Mittag+Nachtessen nahm ich die 900 km lange Heimreise nach Kroatien wieder unter die Räder.
Als ich am darauffolgenden Tag, es war Mittwoch der 8.September 1993, wieder in Karlovac eintraf glaubte ich zu Träumen. Ich hatte bestimmt so einige Kriegsfilme gesehen, aber so Was, Nein. Im Film und Fernseher sehen oder selber erleben ist doch ein grosser Unterschied. Ich betrat unser gemietetes Haus und traute meinen Augen nicht. Die gesammte zur Strasse gerichtete Fensterfront war von Granatsplittern zerschlagen. Kein einziges Fenster war mehr ganz. Granatsplitter schlugen auch in der gegenüberliegenden Wand ein. Die zur Strasse gelegen grossen Räume Wohnbüro und Schlafzimmer waren verwüstet. Mein Bett und Kleiderschrank waren ein Trümmerhaufen aus Holz und Textilien. Überall lagen Glasscherben, Holzsplitter, Mauerstücke und Wandputzteile herum. Mein Schreibtisch sah chaotisch aus. Das starke Gehäuse meines 68-Commodore und der schwarz-gelb Monitor waren dick mit Staub bedeckt. So als hätte hier vor 50 Jahren der Letzte gesessen und gearbeitet. Das Hausdach hatte zum Glück keinen Schaden abbekommen. Die erwähnte Offensive der serbischen Armee hatte die kroatische Kaserne im Visier. Viele der “zu kurzen” schlechtgezielten Granaten schlugen auf der Haupstrasse vor unserem Haus auf. Diese Granatsplitter richteten einen erheblichen Schaden an der Fassade und im Hausinnern an. Sie verursachten einige Hundert Einschlagslöcher von 10-25 cm Durchmesser. Meine Mitarbeiter informierten mich über die Vorfälle in Karlovac der letzten Tage.
Man stelle sich vor: Montag 6.September 1993 und. . .
wir hätten uns nicht mit Pilzen beschäftigt. . .
die Pilzsaison hätte später begonnen. . .
es hätte diesen Herbst gar keine Pilze gegeben. . .
hätte an diesem 6. September 1993 keinen Export gemacht. . .
. . .würde ich dann Heute diesen Blog schreiben können – Wer weiss das ?
Ja ich bin sicher wer es weiss: Unser Vater im Himmel !
Noch Heute denke ich an diesen denkwürdigen Tag den 6. September 1993 nach und bin meinem Schöpfer unendlich dankbar dafür.
Liebe Grüsse, Pierre
About Author
Comments are closed